Oliver Heide ist der ewige Sandmann des TC Ingelfingen
Angebote gab es immer. Doch Oliver Heide hat sie abgelehnt. Auch wenn sie von renommierten Clubs kamen. "Mir geht es hier doch gut. Ich brauche nicht mehr", sagt er zufrieden. Und so ist der 59-Jährige mittlerweile seit 30 Jahren Tennislehrer beim TC Ingelfingen. Der Sandplatz wurde seine Heimat.
"Bis dahin hatten wir immer ausländische Trainer im Club", sagt der Ehrenvorsitzende Heiner Sefranek, der Heide einst einstellte. "Keiner war verwurzelt in der Region." Und als die Stelle vor 30 Jahren vakant war, fragte der damalige Mustang-Vertriebsmitarbeiter an, ob er sie haben könnte. Der damalige Mustang- und Tennisclub-Chef Sefranek sagte ja. "Wir hätten beidseitig nie gedacht, dass es 30 Jahre werden würden", sagt Sefranek. "Aber es hat ihn von Anfang an ausgezeichnet, dass er Kinder unheimlich schnell begeistern konnte. Jeder wusste, was er am anderen hat." Und Heide ruhte sich nie aus.
Auch heute noch ist er immer in Bewegung. Für ihn gibt es nichts Schöneres als auf den Tennisplatz zu stehen und sein Wissen weiterzugeben. 1991 gründete er die Tennisschule Easy Tennis. "Es ist für mich Berufung und nicht Beruf", sagt er. Doch allein darauf hat er sich nie ausgeruht. Heide startete schon früh mit der Kooperation von Schule und Verein, ist Mitglied im Netzwerk von Niki Pilic, startete unter dessen Namen ein Ranglisten-Turnier, die späteren Mustang Open und heutigen Pacific Open, die nach einer Corona-Zwangspause auch dieses Jahr an Pfingsten stattfand - mit teils weit angereisten Spielern.
Als Disney sich im Tennis engagierte
"Durch das Turnier hat auch der Club eine gewisse Stellung bekommen", sagt Heide. "Insgesamt gab es in der gesamten Zeit eine hohe Vertrauensbildung. Ich hatte viele Freiheiten." Er wollte und durfte stets neue Projekte anstoßen. So gab es von 2001 bis 2005 eine Kooperation mit dem Disney-Konzern. "Nie hat Tennis so viele Kinder bewegt als zu dieser Zeit", sagt Heide. "Davon blieb aber nichts übrig, da Disney einen kompletten Stop in Sachen Tennis machte. Wir mussten auch alles zurückgeben."
Aber Heide arbeitete stetig an seinem Netzwerk, baute Kontakte auf - beinahe weltweit. Heimisch und verbunden fühlte er sich aber immer in der Region. Seit 2004 hat er eine geprüfte Tennisschule. Noch dazu ist er Partnertrainer des Württembergischen Tennisbundes, darf damit auch ausbilden und teilweise nehmen auch Ranglistenspieler weite Wege auf sich, um in Ingelfingen trainieren zu können.
Der Fokus von Heide lag immer auf dem Nachwuchs. Eine höherklassige Mannschaft zu trainieren war nie sein großer Wunsch. Zumal es im Club auch immer die Prämisse gab, dass für Spieler nichts bezahlt wird. Seit einiger Zeit gibt es nun die Spielgemeinschaft mit Weißbach und Niedernhall. Zumindest auf Bezirksebene wollen die drei Clubs mitmischen. Mit den Damen 30, die am Wochenende in die Saison starten, gibt es auch ein Team in der Württembergliga. "So können wir auch alle Altersklassen bedienen. Das ist wichtig", sagt Heide, der seit einigen Jahren von der Niedernhallerin Nicole Marks unterstützt wird.
Der Verein entwickelt sich immer weiter
"Mit ihm lief immer alles problemlos und in geordneten Bahnen", sagt Sefranek. Und auch dessen Nachfolger im Vorstand um Klaus Schmidt haben ein vertrauensvolles Verhältnis zu dem Familienvater, dessen Sohn Alexander Basketball-Profi war. Auch jetzt geht die Entwicklung des Vereins, der in seiner Gründungszeit in erster Linie von regionalen Unternehmern geprägt war, weiter. Vor zwei Jahren wurde angebaut, die Halle bekam einen neuen Belag in Sandplatzoptik, für den man auch keine speziellen Schuhe benötigt.
Der 1995 gegründete TC Ingelfingen war übrigens einer der ersten Vereine mit eigener Halle im Kochertal. "In den 1960er Jahren mussten wir für Mustang große Mengen an Jeansstoff aus Amerika bestellen und wussten nicht, wo wir ihn lagern sollen", erzählt Sefranek. In Ingelfingen fand sich ein geeignetes Gelände, auf das eine Halle gebaut wurde, die dann später als Tennishalle benutzt wurde. "1980/81 haben wir dann die große Halle gebaut", sagt Sefranek. Und davon profitiert der Club auch heute noch.
Ein paar Jahre will er noch dranhängen
Aber Schmidt sagt: "Der Verein muss sich ein Stück weit neu erfinden. Auch sportlich. Wir wollen griffiger sein. Wir sind ja ein eigenständig und so etwas wie die frei schaffenden Künstler." Und auch hier hilft einer wie Oliver Heide, der ein Netzwerk und immer neue Ideen hat. Noch ein paar Jahre will der gelernte Industriekaufmann auf jeden Fall weiter auf dem Platz in Ingelfingen stehen.